Hypertonie, oder Bluthochdruck, ist ein Risikofaktor für mehrere Gesundheitszustände, einschließlich Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und andere Stoffwechselprobleme. Doch ist Bluthochdruck immer ein Grund zur Sorge? Neue Erkenntnisse stellen diese Annahme in Frage.

Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben bis zu 75 Millionen Erwachsene in den Vereinigten Staaten Bluthochdruck.

Was ist Bluthochdruck? Nun, es ist schwierig, diese Frage genau zu beantworten, da Fachleute immer noch darüber streiten, was als normaler Blutdruck gilt.

Verschiedene Organisationen bieten derzeit unterschiedliche Richtlinien für Bluthochdruck an.

Zum Beispiel erklärt das National Heart, Lung, and Blood Institute, dass Bluthochdruck bei Erwachsenen ein „konsistenter systolischer Wert von 140 mm Hg [Millimeter Quecksilber] oder höher“ ist.

Die American Heart Association (AHA) schlägt jedoch vor, dass Bluthochdruck vorliegt, wenn eine Person einen systolischen Blutdruck von 130 mm Hg oder höher hat. Währenddessen betrachtet die CDC Menschen mit einem systolischen Blutdruck von 120-139 mm Hg nur als „gefährdet“ für Bluthochdruck.

Generell raten Ärzte ihren Patienten – vor allem älteren Erwachsenen -, den eigenen Blutdruck ständig zu überwachen und in Schach zu halten.

Damit soll sichergestellt werden, dass er nicht den Schwellenwert für Bluthochdruck erreicht, den viele Mediziner unter anderem als Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfall ansehen.

Eine Studie, die Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Deutschland durchgeführt haben, legt nun jedoch nahe, dass einige ältere Menschen möglicherweise keine anderen gesundheitlichen Probleme haben, wenn sie hohen Blutdruck haben.

Tatsächlich, so die Forscher, könnten einige Menschen in ihren 80ern sogar einige Vorteile sehen.

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Weg von einem pauschalen Ansatz

Die neue Studie – deren Ergebnisse im European Heart Journal veröffentlicht wurden – untersuchte eine Kohorte von 1.628 Frauen und Männern mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren. Alle waren 70 Jahre oder älter, als sie im Jahr 2009 an der Studie teilnahmen, und sie alle wurden mit Bluthochdruck behandelt.

Daten über den Gesundheitszustand der Teilnehmer sammelten die Forscher im Rahmen der Berliner Initiativstudie, einem Forschungsprojekt der Charité. Sie befragten die Teilnehmer alle 2 Jahre und untersuchten neben anderen Gesundheitsmessungen auch ihren Blutdruck.

Nach 6 Jahren führten die Forscher eine statistische Analyse durch, um herauszufinden, wie der Blutdruck das Sterberisiko einer Person beeinflussen könnte. Dabei berücksichtigten sie auch potenzielle Störfaktoren wie Geschlecht, Lebensstil, Body-Mass-Index (BMI) und die Anzahl der Medikamente gegen Bluthochdruck, die die Teilnehmer einnahmen.

Sie sahen, dass Menschen im Alter von 80 Jahren und älter, die einen niedrigeren Blutdruck – von 140/90 mm Hg oder weniger – hatten, tatsächlich ein 40 Prozent höheres Sterberisiko hatten als Gleichaltrige mit einem Blutdruck, der über diesen Grenzwerten lag.

Selbst bei Menschen, die bereits einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten hatten, zeigte sich ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Blutdruckwerten und Sterberisiko.

Das Team betont auch, dass Menschen mit einem Blutdruck von weniger als 140/90 mm Hg ein 61 Prozent höheres Sterberisiko hatten als diejenigen, deren Blutdruck trotz ihrer blutdrucksenkenden Medikamentenbehandlung hoch blieb.

„Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass innerhalb dieser Patientengruppen die antihypertensive Behandlung an die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst werden sollte“, bemerkt Studienerstautor Dr. Antonios Douros.

Wir sollten von dem pauschalen Ansatz abrücken, die Empfehlungen der Fachgesellschaften auf alle Patientengruppen anzuwenden.“

Dr. Antonios Douros

In Zukunft wollen die Wissenschaftler die blutdrucksenkende Medikation genauer unter die Lupe nehmen, um festzustellen, wann sie tatsächlich am ehesten hilft.

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„In einem nächsten Schritt wollen wir untersuchen, welche Patientengruppen tatsächlich von einer blutdrucksenkenden Behandlung profitieren“, fasst Studienmitautorin Prof. Elke Schäffner zusammen.